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Die DDR-Zeit – Der Weg zur LPG

Die Wurzeln der Agrar e.G. Waltershausen reichen bis in das Ende der fünfziger Jahre zurück. 1958 gründetet sich die LPG „ Pionier  “ Wahlwinkel auf freiwilliger Basis als so genannter LPG Typ 1. Im März 1960 wurden alle noch verbleibenden Bauern auf Drängen der Partei und Staatsführung in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften überführt. Dieses Frühjahr war  sehr turbulent. Nicht selten wurde gegenüber den Bauern, welche nicht in die LPG wollten, Repressalien durch die Agitatoren angedroht.

Mit dem Eintritt der verbliebenen Bauern in die landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft wurde der Beschluss gefasst, in die LPG Typ 3 (Pflanzen- und Tierproduktion) überzugehen.

Die zweite große Entwicklungsetappe begann Anfang der 70-er Jahre mit der Herausbildung der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) Waltershausen. In die KAP wurden die in diesem Zug ausgegliederten Pflanzenproduktionen der LPG Waltershausen, der LPG Wahlwinkel und der LPG Hörselgau integriert. Die landwirtschaftliche Fläche der KAP Waltershausen betrug zu dieser Zeit 1.840 ha. Die Tierproduktion blieb bis 1972 in den einzelnen Genossenschaften bestehen.

Der nächste große Abschnitt wurde aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage der LPG „Goldenen Aue“ Leina, der LPG Langenhain und der LPG Hörselgau eingeleitet. Diese wurden 1972 mit der LPG Wahlwinkel und der KAP Waltershausen zur LPG „Gemeinsamer Weg“ Waltershausen zu einem abgerundeten, d.h. einem Mischbetrieb aus Tier- und Pflanzenproduktion zusammengeführt. Dieser neue Betrieb bewirtschaftete 2.677 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche sowie einen Durchschnittsbestand von 1.640 Rindern (dav. 900 Milchkühe), 11.000 Mastschweinen und 2.200 Schafen (dav. 1.000 Mutterschafe).   

Die Entwicklung des Mischbetriebes stand jedoch im Widerspruch zur politischen Linie. Auf ständiges Drängen des Rat des Kreises Gotha und der Kreisleitung Gotha wurde 1976 die gesamte Pflanzenproduktion aus der LPG „Gemeinsamer Weg“ Waltershausen herausgelöst und mit der KAP Mechterstädt zusammengeführt. Diese bewirtschaftete fortan eine Fläche von 6.000 ha und erstreckte sich über 14 Gemarkungen.

Im Jahre 1978 wurde die KAP Mechterstädt in eine juristisch selbständige LPG Pflanzenproduktion Mechterstädt umfirmiert. Mit der Herausbildung dieser, entstand nahe zu gleichzeitig, die Kooperation Mechterstädt welche vergleichbar mit einer heutigen Holding war. Zur Kooperation Mechterstädt gehörten die LPG Pflanzenproduktion Mechterstädt, die LPG Gemeinsamer Weg Waltershausen, die LPG Hörseltal Mechterstädt sowie die LPG Thüringer Waldblick Aspach. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelten sich die ersten 3 Betriebe zu leistungsstarken Produktionsgenossenschaften. Die LPG Aspach blieb trotz Zufluss erheblicher finanzieller Mittel ein Sorgenkind innerhalb der Kooperation. Zur Lösung dieses Problems wurde die LPG Thüringer Waldblick Aspach 1982 an die LPG Gemeinsamer Weg Waltershausen und der LPG Hörseltal Mechterstädt angegliedert.

Die Betriebstruktur der Kooperation Mechterstädt hatte bis 1990 Bestand und es entwickelten sich trotz aller politischen Probleme drei leistungsstarke Unternehmen.

 

Die politische Wende – Der Weg in die Marktwirtschaft

Gesamtentwicklung

Mit der politischen Wende 1990 beschlossen die Betriebe der Kooperation Mechterstädt (LPG Pflanzenproduktion Mechterstädt, LPG Gemeinsamer Weg Waltershausen, LPG Hörseltal Mechterstädt) die sich aufzuteilen. Damit wurde jeweils der Weg für einen abgerundeten landwirtschaftlichen Betrieb bereitet. Am 12.07.1990 beschlossen die Mitglieder der LPG Gemeinsamer Weg Waltershausen sich in eine eingetragene Genossenschaft (e.G.) umzuwandeln. Am 20.07.1990 gründete sich die Agrar e.G. Waltershausen. Es entstand ein landwirtschaftliches Unternehmen mit 2.500 ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche und einem Durchschnittbestand von 1.960 Rindern (dav. 900 Milchkühe und 450 Mastbullen),  8.600 Schweinen und 1.160 Schafen. Die landwirtschaftliche Fläche erstreckt sich über die Gemarkungen Hörselgau, Wahlwinkel, Langenhain, Waltershausen, Schnepfenthal, Cumbach und Leina.

Zur Gründung 1990 waren insgesamt 341 Arbeitskräfte an folgenden Produktionsstandorten tätig:

Waltershausen:

  • Werkstatt, Fuhrpark, Baubrigade (Eisenacher Landstr.)
  • Milchviehanlage (Ortsausgang)
  • Schweinemast (alte Ziegelei Laucherstr.)

 Hörselgau:

  • Kälber- und Jungrinderanlage
  • Schweinemastanlage
  • Hackfruchtaufbereitungsanlage
  • Technikstützpunkt

Wahlwinkel:

  • Milchviehanlage
  • Schweinemast
  • Schafhaltung
  • Werkstatt

Leina:

  • Milchviehanlage
  • Schweinemast
  • Werkstatt                       

Langenhain:

  • Jungrinder u. Färsen
  • Schafhaltung

Aspach:

  • Bullenmastanlage

Metebach:

  • Schweinemast
  • Schafhaltung

Trügleben:

  • Schafhaltung

 

Entwicklung der Tierproduktion

Im Zuge der politischen Wende änderten sich auch die Rahmenbedingungen für alle landwirtschaftlichen Betriebe drastisch.

Die Tierproduktion war durch deutliche Veränderungen gekennzeichnet. Die Tierbestände gingen seit 1991 stark zurück. Unter anderem zeigte sich, dass eine Schafhaltung unter den neuen Bedingungen für die Agrar e.G. Waltershausen nicht mehr wirtschaftlich weiterbetrieben werden konnte. Der Schaffleisch- sowie auch der Wollpreis verfielen so stark dass der Beschluss gefasst werden musste, die Schafhaltung einzustellen. Ebenso war auch die Bullenmast im Zuge der Preisentwicklung nicht mehr rentabel und musste ebenfalls aufgegeben werden.

Milchviehhaltung

Innerhalb der Milchviehhaltungen waren gleich 1991 sehr starke Verränderungen notwendig, denn der gesamte Milchkuhbestand war mit Leukose verseucht  (ehemaliger Leukose Auffangbetrieb) und musste vollständig neu aufgebaut werden. In diesem Zug wurde auf den Milchrassentyp Holstein Friesien umgestellt und eine neue Herdbuchzucht begonnen.

Die Milchproduktion entwickelte sich mit dem neuen Kuhbestand sehr ordentlich und es drohte eine Quotenüberlieferung, sodass 1999 die Milcherzeugung in Wahlwinkel eingestellt werden konnte.

Mit Beginn der BSE-Krise verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Milch- und Rinderproduktion erheblich. Im November 2003 ereilte die Agrar e.G. Waltershausen das Schicksal, dass bei einer Milchkuh, welche verendet war, der BSE-Erreger nachgewiesen wurde. Die damaligen BSE Vorschriften verlangten, dass die Fütterungskohorte getötet werden musste. In unseren Fall betraf dies 20 % des Milchkuhbestandes. Die getöteten Kühe befanden sich in der 3. und 4. Laktation. Trotz dieses erheblichen Rückschlages, ergänzten wir zum größten Teil den Kuhbestand durch Zukauf von Jungkühen und Färsen.

In den nachfolgenden Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche, aber auch die personelle Lage innerhalb der Milcherzeugung. Die bauliche Substanz der Ställe entsprach nicht mehr den aktuellen Normen. Investitionen in 6-stelliger Höhe wären notwendig gewesen. Da im Kontext der wirtschaftlichen Rand und Rahmenbedingungen das wirtschaftliche Risiko zu hoch für eine solche Investition in die Milcherzeugung zu hoch war, entschloss sich die Agrar e.G. im Frühjahr 2008 die Milchproduktion einzustellen ihrer statt die Mutterkuhhaltung auszudehnen.

Mutterkuhhaltung

Im Jahre 1993 führten die politischen Rahmenbedingungen zur Gründung eines Tochterunternehmens der Agrar MUKU Waltershausen e.G. u. Co.KG. Dies war notwendig, um einen Mutterkuhbestand aufzubauen, denn aus förderrechtlichen Gründen war es damals nicht möglich, in einem Betrieb sowohl Milchkühe als auch Mutterkühe zu halten. Mit der extensiven Haltung von Mutterkühen wurden eine wirtschaftliche Grünlandnutzung und somit die Landschaftspflege der ehemaligen Schafweiden möglich.

Innerhalb der Mutterkuhhaltung wurden die anfänglichen Mischkreuzungen sukzessive durch reinrassige Limousin-Tiere ersetzt und es begann der Aufbau einer Herdbuchzucht.

Die Erweiterung der Mutterkuhhaltung sowie auch die bauliche Substanz einiger alter Ställe führten zu Umbaumaßnahmen innerhalb der ehemaligen Milchviehanlage.

Zur Effizienzsteigerung in der Mutterkuhhaltung wurde 2015 in Leina ein Ersatzneubau errichtet sowie ein Stall komplett umgebaut. Ziel dieser Maßnahmen war die Konzentration unser Rinder von vorher vier auf dann nur noch zwei Betriebsteile.

Im Jahr 2016 erfolgte die Umstellung der Mutterkuhhaltung auf einen zertifizierten ökologischen Landbau.

Bullenmast

1995 wurde nach Umbaumaßnahmen an den ehemaligen Milchkuhställen in Leina mit der Mast von Limousin-Bullen. Ziel war es, einen Großteil unserer männlichen Kälber im eigenen Betrieb aufziehen zu können. Bis heute werden die Bullen unter extensiver Fütterung auf Stroh mit ganzjährigem Freilauf gemästet.

Schweinemast

1990 war es dringend notwendig, die Schweinehaltung zu modernisieren und zu rationalisieren um mit den neuen Wettbewerbsanforderungen Schritt halten zu können. In diesem Zusammenhang wurden alle Schweinemaststandorte mit Ausnahme der Mastanlage in Hörselgau geschlossen. In Hörselgau wurde im ersten Schritt eine vollautomatisierte Flüssigfütterung installiert, welche die vormalige personalintensive maschinelle Fütterung ablöste. Im nächsten Schritt wurde die Aufstallung grundlegend verändert. Neue Buchtenabtrennungen, neue Futtertröge, neue Spaltenböden und zusätzliche Liegeflächen wurden eingebaut. In den folgenden Jahren sind Haltungsbedingungen laufend an die aktuellen Normen angepasst sowie  die Lüftungsanlage, die Decken sowie die Dachflächen erneuert worden.

 

Entwicklung der Pflanzenproduktion

Innerhalb der Pflanzenproduktion kam es durch die politische Wende ebenfalls zu erheblichen Veränderungen. Die Anbaustruktur musste grundlegend an die veränderten neuen Marktbedingungen angepasst werden. Besonders einschneidend war dies beim Hackfruchtanbau, hier insbesondere beim Kartoffelanbau, aufgrund der ungünstigen ackerbaulichen Vorrausetzungen auf unseren Flächen nicht mehr rentabel betrieben werden konnte. Ebenso entfiel der vormals in unserer Region recht stark ausgeprägte Gewürzsenfanbau. Mit der Wende brach der Markt für Gewürzsenf vollständig zusammen.

So entwickelten sich die bis heute bestehende Anbaustruktur, die im Wesentlichen aus Winterweizen, Winterraps und Wintergerste bestehen.